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"Im wirtschaftlichen Bereich haben wir enormen Nachholbedarf"

 

Parteien im Tagblatt-Gespräch: Der Fraktionsvorsitzende der FWG, Dieter Weißenmayer, steht Rede und Antwort

Nur noch gut zwei Wochen, dann heißt es für die Bürger in Schifferstadt: Ab an die Wahlurne. Das Tagblatt sprach im Vorfeld mit den Fraktionsvorsitzenden beziehungsweise Spitzenkandidaten der bestehenden sechs Parteien, die um einen Einzug in den Stadtrat wetteifern. Dieter Weißenmayer (FWG) macht den Anfang.

Was wurde in Schifferstadt seit der letzten Kommunalwahl vor fünf Jahren von Ihrer Fraktion bewegt?
Unsere Priorität lag auf der Innenstadtgestaltung. Vor drei Jahren haben wir damit begonnen, diese anzugehen, haben Vorschläge und Ideen entwickelt, Aufträge zur Überplanung sowie deren Umsetzung vergeben. Erste Baumaßnahmen sind ja derzeit in der Kleinen Kapellenstraße und in der Raiffeisenstraße in Angriff genommen worden. Des Weiteren haben wir uns für die Schulwegsicherung bei der Grundschule Nord stark gemacht, was den Umbau der Rehbachstraße durch Aufpflasterung und Begrünung bedeutete. Das hat sich sehr gut gemacht. Außerdem haben wir die Gestaltung des Bürgersteigs Ecke Kirchenstraße/Große Kapellenstraße angeregt, die Fahrradunterstände am Ostring und die Sperrung des Parkplatzes an der Iggelheimer Straße für Lkw. Das war für die Anwohner nicht mehr zumutbar. Nicht ablassen werde ich vom Thema „midkom“, Mobilität für Senioren, mit dem ein Bürgerbus installiert werden soll. Von uns angestoßen wurde die Einführung des Erste-Hilfe-Systems „First Responder“, dessen Umsetzung noch aussteht. Gemeinsam mit unseren Koalitionspartnern haben wir uns für die Ganztagsschulen in Süd und Nord eingesetzt, Gelder für Umbauten und Sanierungen sowie Fördermittel bereitgestellt und die Vermarktung von Grundstücken im Großen Garten an den Bauträger Römerhaus für St. Johannes und das Betreute Wohnen vorangetrieben.

Wo steht Schifferstadt heute Ihrer Meinung nach im Vergleich mit anderen Gemeinden?
Im wirtschaftlichen Bereich haben wir enormen Nachholbedarf. Die Innenstadt muss auf Grund der vielen Leerstände gefördert werden. Sie ist optisch unattraktiv. Neue Rahmenbedingungen dafür wurden erstellt, der Posten des Wirtschaftsförderers besetzt. Die Ansiedlung von neuen Gewerbegebieten ist unbedingt nötig, denn dadurch werden Arbeits- und Ausbildungsstellen geschaffen, die Stadt hat Einnahmen durch die Gewerbesteuer. In den vergangenen fünf Jahren haben wir daran gearbeitet, das auszubauen. Andere Gemeinden wie Haßloch oder Mutterstadt sind uns wirtschaftlich voraus. Heute haben wir die Folgen des jahrzehntelangen Nichtstuns zu tragen. Bestens aufgestellt ist Schifferstadt im sozialen und schulischen Bereich, was ein Anreiz für junge Familien hinsichtlich der Wohnortauswahl ist. In großem Maße vorhanden sind Angebote für Kultur und Freizeitbeschäftigungen.. Unser Wald rund um Schifferstadt ist natürlich ein Pfund.

Wie zufrieden sind Sie mit der Situation in der Stadt?
Unzufrieden, da Entscheidungen in den vergangenen Jahren zu oft nicht im Rat, sondern bei der Kommunalaufsicht beschlossen werden. Auch unsere Schuldenlast muss ich erwähnen, da Gelder sinnvoller als zur Tilgung verwendet werden könnten. Die Bürokratie verzögerte zudem unsere Beschlüsse im Stadtrat, auch infolge der häufigen Beschwerden der CDU bei der Kommunalaufsicht.

Warum sollten die Wähler am 7. Juni gerade Ihre Fraktion unterstützen?
Wir als FWG wollen unsere erfolgreiche Arbeit mit unseren Koalitionspartnern weiterführen. Die Opposition steht für Stillstand und Unflexibilität. Der CDU haben wir schließlich die ganze angerichtete Misere aus ihrer Regierungszeit bis 2004 zu verdanken. Warum sollte sie es heute also besser machen wollen?

Welche Rolle spielt die Sparkassen-Affäre in Ihrer Politik?
Eine bedeutende. Auf Grund der bisherigen jährlichen Garantiefälle sind die Finanzierungsmittel für Investitionen eingeschränkt. Wir warten auf das objektive Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern bezüglich der Verantwortlichkeit der früheren Vorstände. Die Wählergruppe Dr. Magin interessiert sich nur dafür, die Fehler des Bürgermeisters aufzudecken, dabei wurde das Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt. Die Sparkassen-Affäre war eine Lawine, die uns überrollt hat. Bei der Wählergruppe Dr. Magin vermisse ich die Objektivität. Wichtige Details wurden der Öffentlichkeit vorenthalten. Vorsitzender des Verwaltungsrates sowie dessen Mitglieder und der Kreditausschuss waren übrigens fast nur CDU-Vertreter. Die Fusion der Sparkassen hätten die im Stadtrat mit ihrer absoluten Mehrheit verhindern können.

Wie kann Ihrer Meinung nach die Wirtschaftskraft in Schifferstadt angekurbelt werden?
Durch die Ansiedlung neuer Geschäfte in der Innenstadt, die optisch aufgewertet werden muss, sowohl im baulichen als auch im verkehrstechnischen Bereich. Auch die Vermarktung der Grundstücke in den Gewerbegebieten muss, wie erwähnt, angekurbelt werden.

Mittlerweile gibt es in Schifferstadt eine Menge an Arbeitskreisen und anderen Initiativen, seit Kurzem auch ein Bürgerforum. Wie stehen Sie dieser Vielfalt an ehrenamtlichem Einsatz gegenüber und welche Wirksamkeit sehen Sie darin?
Je mehr Personen sich einbringen, desto mehr Ideen und Vorschläge gibt es. Wir stehen den AK und dem Bürgerforum sehr aufgeschlossen gegenüber und haben die Gremien in den vergangenen Jahren nach unserer Möglichkeit unterstützt. Der ehrenamtliche Einsatz unserer Bürger ist lobenswert. Die FWG hatte übrigens den Runden Tisch des AK III ins Leben gerufen.

Inwieweit glauben Sie die Wähler in den vergangenen Jahren mit Ihrer Arbeit überzeugt zu haben?
Mit der FWG gab es keinen Stillstand. Wir haben Ideen und Vorschläge entwickelt und im Stadtrat auch hierzu unsere Mehrheiten gefunden.

Welche Prioritäten gibt es in Ihrer politischen Arbeit in der Zukunft?
Wir wollen unsere Arbeit weiterführen, etwas Sichtbares beziehungsweise Greifbares gestalten. Wenn möglich mit Hilfe unserer Koalitionspartner.

Wie sehen Sie die Rolle der BI „Pro Schifferstadt“ als Wählergruppe Dr. Magin in der politischen Handlung?
Die Rolle dieser Wählergruppe ist undurchsichtig, die angemahnte Transparenz wird von ihr nicht praktiziert. Ihre Ermittlungsergebnisse wurden nicht bekannt gegeben – sie werden auch keine haben, vermutlich. Unzufriedenheit innerhalb der CDU war meiner Ansicht nach der Auslöser für die Spaltung.

Inwieweit trauen Sie der Wählergruppe Dr. Magin zu, das Wahlergebnis 2009 zu beeinflussen?
Die Wählergruppe Dr. Magin wird das Wahlergebnis sehr beeinflussen, da ein Zusammengehen mit der CDU und FDP nach der Wahl zu befürchten ist. Schnittemengen sind laut Aussage der CDU ja vorhanden.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch für die Wahl 2009?
Die Fortsetzung der Koalition von FWG, SPD und Grüne auf weiterhin freundschaftlicher Basis und vor allem ein fairer Umgang miteinander. Das wird aber wohl ein frommer Wunsch sein, denn hinsichtlich des menschlichen Umgangs lassen die vergangenen fünf Jahre grüßen – zumal die Unruheherde wahrscheinlich auch dem neuen Stadtrat angehören werden. -kai
 

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