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Haushaltsrede des Fraktionsvorsitzenden zum Haushalt 2012 

 

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, meine Damen und Herren,

das Jahr 2011, ein Jahr voller Überraschungen und Veränderungen.

Das nahezu abgelaufene Jahr war geprägt von unerwarteten Personalveränderungen im Stadtvorstand. Bei der Bürgermeisterwahl hatte sich Ilona Volk am 27. März gegen drei männliche Mitwerber durchgesetzt sowie die Stichwahl am 11. April gegen den 1. Beigeordneten Bruno Dell souverän gewonnen. Sie ist die erste Bürgermeisterin der Stadt Schifferstadt. Die FWG ist davon überzeugt, dass sie ihre Aufgabe aufgrund der langjährigen Erfahrung in der Kommunalpolitik und ihrem Esprit bewältigen wird und bietet ihr die entsprechende Unterstützung an.

Im Juli 2011 verstarb unser Beigeordneter Rudi Disqué. Bei der Neubesetzung der Beigeordnetenstelle gewann zu unserer großen Freude Marion Schleicher-Frank, die richtige Frau am richtigen Ort mit entsprechenden wirtschaftlichen Beziehungen. Frau Schleicher-Frank wird die gute Arbeit von Rudi Disqué in seinem Sinne fortsetzen.

Mit der 2. Beigeordneten Beate Jacoby erfüllen wir bei weitem die Frauenquote, ohne dass diese von oben verordnet werden musste und worüber andere erst diskutieren müssen.

Ein weiteres Novum unserer Geschichte war die ablehnende Haltung des Haushaltsplanes 2011 in der Sitzung des Stadtrates am 02.12.2010 seitens der Fraktionen von SPD, FWG, Grüne . Dies ist im Grunde genommen kein Einzelfall, was auch die gleiche Situation der Städte Trier und Koblenz beweist. Dort wurden ebenfalls die Haushaltspläne im Frühjahr 2011 abgelehnt und erst später im Laufe des Jahres nachträglich genehmigt. Auch dort musste die Verwaltung in einem weit größeren Rahmen, ohne beschlossenen Haushalt, ihre Aufgaben erledigen.

Das Nachsitzen hatte sich hinsichtlich der Einsparmöglichkeiten gelohnt, so dass schließlich der Haushalt in der Stadtratssitzung am 20. Januar 2011 verabschiedet wurde. Die Genehmigung des Haushaltes erfolgte seitens der Kommunalaufsicht mit den üblichen Sparauflagen. Der Haushalt wäre vermutlich in der ursprünglichen Fassung nicht genehmigungsfähig gewesen.

In der Sitzung des Stadtrates am 21.06.2011 wurde schließlich auch der Nachtragshaushalt von SPD, FWG, Bündnis 90/Grüne beschlossen. Auf die drei Fraktionen ist immer noch Verlass.

Das Ende der Sparkassenaffäre hat mit dem Abschlussvertrag zum Garantievertrag mit einer Abstandssumme von 2,56 Mio. € ein gütliches Ende gefunden. Auf gegenseitige Ansprüche wurde in dem Aufhebungsvertrag verzichtet. Man könnte nun einwenden, 2,56 Mio. €, so viel oder so wenig? Für uns bedeutet dies mit der Restzahlung sowie aus dem Geldbetrag i. H. von 4,5 Mio. € aus dem Garantieanspruch für das Jahr 2010 ein letztmaliger finanzieller Kraftakt, den wir bereits im Nachtragshaushalt eingeplant hatten. Jährliche Sonderzahlungen in Millionenhöhe aus dem Garantievertrag werden uns künftig nicht mehr belasten. Nicht für jede Fraktion im Stadtrat war dieses Ende der Sparkassenaffäre in ihrem Sinne, aber Misstrauen zu säen und alles grundsätzlich in Frage zu stellen, macht die Sache auch nicht leichter. Entsprechende Entscheidungen von Behörden und Institutionen unterstützten nachträglich die Entscheidungen des Bürgermeisters und des Stadtrates.

Die 7 Jahre Sparkassenaffäre möchte ich mit einem Zitat von Gottfried Benn beenden: „Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, und am Ende wird es nicht die Propaganda sein, sondern wieder das Wort“.

Ebenfalls zum Ende kamen die zähen Verhandlungen mit der THÜGA hinsichtlich des Konzessionsvertrages, die sich gut und gern bereits 3-4 Jahre hinweggezogen hatten.

Unsere kritische Haltung gegenüber der THÜGA hat sich nunmehr bezahlt gemacht. Zwar beträgt die Laufzeit des Konzessionsvertrages erneut 20 Jahre, verbunden allerdings erstmals mit einer Sonderkündigungsklausel des Vertrages von 10 Jahren. Die Endbestimmung hinsichtlich der THÜGA-Immobilien kommt ebenfalls nicht zum Zuge. Wie es sich dann in 10 Jahren mit der Konzession des Gasnetzes verhält, lassen wir es dahin gestellt. Möglicherweise kann in 10 Jahren eine Rekommunalisierung des Gasnetzes erfolgen. Finanzielle Kraftakte diesbezüglich brauchen wir aber jetzt nicht zu tätigen.

Im Mai diesen Jahres wurde nunmehr die Sanierung der Salierstraße nach den alten Plänen der Kreisverwaltung begonnen, welche der 1. Beigeordnete Michael Elster in Auftrag gegeben hatte. Wir begrüßen zwar die dringend notwendige Sanierung der Salierstraße, man hätte aber mehr aus einer Neugestaltung machen können. Da letztendlich der Wille des 1. Kreisbeigeordneten sich durchgesetzt hatte, wäre eine Sanierung der Salierstraße im Grunde genommen schon vor einigen Jahren möglich gewesen, vor allem auch billiger. Die Sanierung zum anfänglichen Nulltarif beläuft sich nunmehr für unsere Stadt auf ca. 540.000 €.

Die Umgestaltung der Hauptstraße wurde im Hinblick auf die Sanierung der Salierstraße zurückgestellt. Die zeitgleichen Baustellen sowie die damit verbundenen Unannehmlichkeiten wären für unsere Bürger nicht erklärbar und verständlich gewesen. Entsprechende Zuschussanträge der Verwaltung sowie Ausschreibungen waren zu Beginn des Jahres nicht veranlasst, so dass eine Realisierung der Umgestaltung Hauptstraße für das Jahr 2011 nicht durchführbar war. Ein Arbeitskreis unter Mitwirkung von interessierten Bürgern befasste sich abschließend mit den Plänen des Ingenieurbüros. Die Umgestaltungspläne wurden hinsichtlich der Barrierefreiheit sowie Behindertenparkplätzen ergänzt, so dass nunmehr die Verwaltung gefordert ist, die Umgestaltung der Hauptstraße im Jahr 2012 endlich in die Wege zu leiten. Ein besonderer Pluspunkt für die Innenstadtgestaltung ist der Erwerb des Anwesens Hauptstr. 19. Diese Investition hat sich gelohnt.

Im Oktober hatte der Spatenstich für den Umbau und die Sanierung des Bundesstützpunktes Ringen in der Wilfried-Dietrich-Halle stattgefunden. Die Kosten belaufen sich hierfür auf 840.000,00 €. Eine sinnvolle Investition für die Stadt Schifferstadt, die immer noch weit über ihre Grenzen mit dem Ringersport identifiziert wird.

Im sozialen Bereich haben wir im Jahr 2011 ca. 8.2 Mio. € für das Haus des Kindes, KITA am Wald, Förderung mehrerer KITA´s freier Träger sowie für die Ganztagesschule investiert. Weitere Maßnahmen für 2012 sind wieder geplant. Hierzu müssten wiederum Millionenbeträge im Haushalt eingesetzt werden.

Ich habe kein Verständnis für die Aussage der Bundesfamilienministerin, der Bund habe seine Hausaufgabe mit der Bereitstellung der 4 Milliarden € gemacht. Den „Schwarzen Peter“ haben nunmehr die Länder und die Kommunen, da die Bereitstellung von KITA-Plätzen nicht in ausreichendem Maße gewährleistet sei. Der Ministerin muss es schlichtweg entgangen sein, dass die Hauptlast hinsichtlich der Hauptinvestitionen, der Unterhaltung sowie der Personalkosten bei den Kommunen liegt und dies auch eine enorme Belastung für die kommunalen Haushalte bedeutet. Der Finanzzuschuss aus dem Bundesetat ist lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn man bedenkt, dass 16 Bundesländer für den Gesamtbetrag i. H. von 4 Milliarden € anspruchsberechtigt sind. Bundes- und landespolitische Wahlversprechen haben letztendlich die Städte und Gemeinden auszubaden.

Wir dürfen aber nicht die Realität aus den Augen verlieren und die Förderung von KITA´s kritischer Fragen des Bedarfs sowie der Rentabilität unterwerfen. Wir sind jetzt an einem Wendepunkt angelangt, an dem wir uns für einen Neubau im Großen Garten unter Mithilfe eines Investors entscheiden sollten. Der Standort im „Großen Garten“ dürfte aufgrund des städtischen Grundbesitzes und der Nähe zu den jungen Familien im Neubaugebiet „Großer Garten“ unbestritten sein. Der Neubau eines Kindergartens im Großen Garten wäre sicherlich auch für den Verkauf von Bauplätzen förderlich.

Wir dürfen auch bei neuen KITA-Projekten nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen, hohem Anspruchsdenken der KITA-Träger nachzugeben und die Bauverwaltung kritisch zu beaufsichtigen. Hierzu hat der Stadtrat beschlossen, neue Projekte baubetreuend ggf. von externen Ingenieurbüros zu begleiten. Versäumnisse und Fehler der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen. Sie kosteten uns letztendlich eine Menge Geld. Wir wollten Probleme lösen, haben uns aber größere geschaffen.

Für die Mensa der Ganztagesschule in der Grundschule Nord haben wir mit der Pfarrgemeinde St. Jakobus ein akzeptable Alternative gefunden, die uns Einsparungen i. H. von 750.000 € bringt. Die Pacht der Räumlichkeiten im Pfarrgemeindezentrums kostet uns monatlich 1.300,00 €, ca. 16.000,00 € jährlich. Eine Lösung mit der beide gut leben können. Wir sparen Geld und die Pfarrgemeinde hat monatlich ihre festen Einnahmen für den Unterhalt. Die Einrichtung einer Mensa für die Ganztagesschule der Grundschule Nord wollen wir aber dennoch nicht aus den Augen verlieren.

Jede Entscheidung Geldbeträge in 6- oder 7-stelliger Höhe einzusparen, helfen der Entlastung des Haushaltes und einer Minderung der Schuldenlast. Rechnet man künftige Einsparungen hinsichtlich der Forderungen aus dem Sparkassengarantievertrag hinzu, bin ich sehr zuversichtlich, unsere Schuldenlast in einem absehbaren Zeitraum deutlich zu mindern.

Das Jahr 2011 war also verbunden mit richtungsweisenden Entscheidungen, die Schifferstadt für die Zukunft prägen wird.

Das kommende Jahr können wir mit verhaltenem Optimismus begrüßen.

Der Schuldenstand wird am 31.12.2011 ca. 25,5 Mio. € betragen, sofern kein Liquiditätskredit mehr in Anspruch genommen werden muss.

Der Kreis fordert für 2012 ca. 1,2 Mio. mehr Umlage. Dies bedeutet, dass im Haushalt ein Geldbetrag i. H. von ca. 7,1 Mio. € einzuplanen ist, wovon der Bürger in Schifferstadt unmittelbar keinen Vorteil hat.

Die Summe i. H. von ca. 1,5 Mio. € für die Förderung von Kindertagesstätten für 2012 wird bei weitem nicht ausreichen, wenn auf die Wünsche der Träger der KITA´s eingangen wird wie auch die Vergangenheit beweist. Der Neubau eines Kindergartens im Großen Garten hat für die FWG immer noch Priorität, da dieser im Endeffekt günstiger sein wird, als wenn weiterhin bestehende Kindergärten für hohe Geldbeträge saniert und erweitert werden. Wir brauchen keine Luxusausführungen bei der Ausstattung sondern bei der Betreuung der Kinder.

Nach dem Verzicht der vergangenen Jahre sollte die Erschließung des Industriegebietes Nord möglichst bald realisiert werden. Es hat aber auch Sinn, mit der Erschließung noch abzuwarten, um ein Vermarktungskonzept zu erstellen und Modalitäten mit den anderen Grundstückseigentümern abzuklären. Es ist für unsere Zukunft wichtig, entsprechendes Areal für Industrie und Gewerbe bereit zu halten.

Weitere Investitionen werden 2012 u. a. bei der Erweiterung und Sanierung Grundschule Süd und der Grundschule Nord , bei der Stadtbücherei, Altes Rathaus, Haus der Vereine, Adler, Jugendtreff, Außensportanlage Wilfried-Dietrich-Halle getätigt sowie die Feuerwehr bei der Betriebs- und Geschäftsausstattung unterstützt.

Alles in allem wird der Haushalt 2012 vielen Aufgaben gerecht. Im Ergebnisplan werden wir mit einem Plus von ca. 415.000,00 € trotz alle dem abschneiden. Dem Stadtkämmerer Albrecht Kolb möchte ich hiermit ausdrücklich für seine unermüdliche Arbeit meinen Dank aussprechen.

Die Fraktion der Freien Wählergruppe wird dem Haushalt 2012 sowie dem Stellenplan mit all seinen Zusätzen zustimmen.

Ich möchte mich am Ende meiner Rede bei der neuen Bürgermeisterin Ilona Volk, unserem Alt-Bürgermeister Klaus Sattel sowie den Beigeordneten und den Mitarbeitern der Verwaltung für Ihre Arbeit bedanken. Ich wünsche Ihnen, den Mitgliedern des Stadtrates sowie allen Schifferstadter Bürgern ein Frohes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr.


Dieter Weißenmayer
Fraktionsvorsitzender der FWG
 

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