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Stellungnahme der Ratsfraktionen FWG, SPD, Bündnis90Die Grünen sowie des Ratsmitglieds Karen Lill (Freie Demokraten)
zum Bürgerbegehren "Begegnungszentrum im Ochsen" am 5.3.2017

  

Nach der Einwohnerversammlung vom 21.2.2017 und der Berichterstattung darüber nehmen wir nochmals Stellung zum Verfahren.

In der Einwohnerversammlung und in der Diskussion in der Bürgerschaft wurde immer wieder die fehlende oder ungenaue Kostenschätzung beklagt. Mit Recht. Für eine vernünftige Entscheidung hätte es eine sorgfältige Kostenschätzung durch einen Architekten gebraucht. Die Fraktionen der FWG, SPD, Grüne sowie der Vertreterin der FDP haben deshalb in der Ratssitzung am 21.4.2016 dafür gestimmt, aus den Ideen aus den Bürgerforen (Nov. 2015, Jan 2016, Feb. 2016) entsprechend den Förderbestimmungen ein Nutzungskonzept zu machen und einen Architekten mit einer Kostenschätzung zu beauftragen.

Diese Leistung des Architekten hätte ca. 40.000€ gekostet (die im Rahmen des Projekts Soziale Stadt gefördert worden wären). Die Mehrheit aus CDU, UWG, Alfa war jedoch dagegen, weil sie wollten, dass das Objekt von einem Investor (der in 16 Jahren seit Kauf des Objekts nicht gefunden wurde) übernommen oder wenigstens teilweise kommerziell genutzt wird. Über den baufälligen Zustand der Immobilie und die jahrelange vergebliche Suche nach einem Interessenten sehen die Kollegen dabei großzügig hinweg. Sie fürchten, dass die Stadt die Folgekosten nicht tragen kann – und bewirken zugleich, dass man diese Folgekosten nicht einmal berechnen kann. Der Bürger hat besseres verdient.

Weil sich Ratsmitglied Tedesco bei der Abstimmung enthielt, konnte keine Kostenschätzung beauftragt werden. Uns erscheint es bemerkenswert, dass in der Einwohnerversammlung keiner der ach so sparsamen (außer zum Schluss Reiner Huber, CDU) Ratsmitglieder erklärt hat, dass und warum sie gegen den Auftrag für die Kostenschätzung gestimmt haben. Das hätten sie ja erklären können. Sie haben es aber nicht getan. Das kann der Bürger erst bewerten, wenn er davon weiß. Offene Karten sehen unserer Meinung nach anders aus. Der Bürger hat besseres verdient.

Die CDU hatte besonders kritisiert, dass das Integrierte Handlungskonzept zum Zeitpunkt der Entscheidung noch nicht vorlag. Sie hätte wissen können, dass die Kostenschätzung anhand der förderfähigen Bürgervorschläge nur ein erster Schritt gewesen wäre, auf dem weitere, auch Änderungen hätten folgen können. Sie nahm aber die Fortdauer des Stillstands billigend in Kauf. Der Bürger hat besseres verdient.

Das Bürgerbegehren wurde angestrengt, um den Stillstand um das Projekt zu beenden. Dass die Kostenschätzung den Bürgern zu wenig genau ist, wussten alle im Rat. Der Initiator war aber nicht bereit, das Bürgerbegehren zurückzuziehen. Auch nicht, nachdem er erfuhr, dass die Zweckbindung "soziale Begegnungsstätte" seit dem Erwerb bereits besteht und es seitdem stets eine Frage der verfügbaren Finanzen war, dass der Umbau nicht stattfand. Wenn der Rat das Bürgerbegehren abgesagt hätte, hätte es so ausgesehen, als wollten wir den Bürgern die Entscheidung nicht überlassen. Also wird es nun durchgezogen. Wir hoffen, dass die Bürger dem Rat die Möglichkeit geben, das Projekt weiter zu verfolgen, indem sie beim Bürgerbegehren mit Ja stimmen.

Am Rande der Einwohnerversammlung hörte man mit höhnischem Unterton die Vermutung, wenn das Gebäude umgebaut werde, würde es "Ilona-Volk-Haus" heißen. Das ist so abwegig wie nur was. Denn das Gebäude wurde erworben, als im Schifferstadter Rat noch die CDU die Mehrheit hatte. Es ist wirklich traurig, dass, anstelle alle Kräfte für die Gestaltung der Zukunft zu bündeln, Missgunst und Häme so ein Projekt belasten. Wer andere Ideen hat, Parkplatz, begrünte Freifläche, Abriss, Mensa im Gemeindezentrum und Bürgerhaus im Ochsen – jede Idee kann doch ganz einfach in die Diskussion eingebracht werden, anstatt aus dem Hinterhalt und hinter vorgehaltener Hand verächtlich ausgestreut zu werden, als wenn der Stadtrat zu blöd wäre, sich was gescheites einfallen zu lassen.

Wir bedauern sehr, dass die Bürger unter diesen Umständen abstimmen müssen. Mit einem Bürgerbegehren sollte kein Schindluder getrieben werden. Machen wir nun das Beste daraus. Aus der Beteiligung am Bürgerbegehren wird man erkennen können, wie vielen Bürgerinnen und Bürgern das Thema Ochse/Bürgerhaus wichtig ist. Und das Ergebnis des Bürgerbegehrens wird zeigen, ob die Bürgerinnen und Bürger dafür sind, den Ratsbeschluss aus dem Jahr 2000 nun umzusetzen, oder ob der Rat über den Ochsen ganz neu beraten muss.

Schifferstadt, den 25.2.2017

Die Ratsfraktionen der FWG, SPD, Grünen und Ratsmitglied Karen Lill
 

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